Zero Waste Cooking

Wiederverwenden statt Wegwerfen

„Zero Waste“ ist ein wichtiger Ansatz, um einen klimafreundlicheren Lebenswandel zu etablieren. Das gilt auch in der Küche, denn der effiziente Umgang mit unseren Ressourcen betrifft auch das Umstellen von Essgewohnheiten. Den Einkauf klimafreundlicher zu gestalten und Speisen etwas anders zuzubereiten, geht weniger mit Verzicht einher als vielmehr mit neuen, leckeren Erfahrungen.

Orientiert euch an die fünf „Rs“ aus dem Buch von Bea Johnson „Zero Waste Home – Glücklich leben ohne Müll! Reduziere deinen Müll und vereinfache dein Leben“: refuse, reduce, reuse, recycle, rot.

Die fünf Rs bedeuten:

Refuse

Lehnt ab, was ihr nicht braucht.

Reduce

Reduziert, was ihr braucht.

Reuse

Benutze wieder, was ihr besitzt.

Recycle

Recycle, was ihr nicht ablehnen, reduzieren oder wieder benutzen könnt.

Rot

Kompostiere den Rest.

…und zwar in dieser Reihenfolge!
Wie kann man das im Alltag ganz einfach umsetzen?

Abfall vermeidet man am effizientesten, indem man möglichst wenige Produkte nach Hause bringt, die früher oder später im Müll landen. Das kann ganz einfach sein: Werbesendungen und kostenlose Flyer mit einem Schild am Briefkasten „Keine Werbung“ abwehren oder auf Veranstaltungen auf kostenlose Werbegeschenke verzichten.

Auf den ersten Blick ist es vielleicht nicht ersichtlich, doch die Wohnung zu entrümpeln kann anderen helfen. Wenn wir das spenden oder verkaufen, was wir selbst nicht mehr brauchen, stellen wir es anderen, die danach suchen, second hand zur Verfügung. Ressourcen werden dann geschont, wenn wir nicht neu kaufen müssen.

Seltener und mit einer Einkaufsliste einkaufen zu gehen hilft, weniger nach Hause zu schleppen. Das gilt nicht nur für Lebensmittel sondern auch für Kleidung, Geschenke oder Spielsachen.

Einweg-  oder recyclingfähige Produkte lassen sich ganz einfach durch wiederverwendbare Varianten ersetzen: Küchenrolle durch waschbare Wischtücher, Plastikbeutel durch Stoffbeutel, Wegwerf- durch Stoffservietten, etc.

Es bedarf zwar etwas Vorbereitung, Einwegverpackungen und Plastiktüten zu vermeiden, aber ein erster Schritt ist der beliebte Jutebeutel, den man immer dabei haben sollte. In Bäckereien, Reformhäusern oder auf dem Wochenmarkt kann man gut abfallfrei einkaufen. In manche Supermärkte kann man eigene Verpackungen mitbringen und sich an der Käse- und Fleischtheke Waren einpacken lassen. Auch für Gemüse und Obst kann man kleine Stoffbeutel mitbringen. Es gibt immer mehr Plastikfrei-Läden – eine Übersicht gibt es hier auf Utopia.

Recycling ist besser als Restmüll, doch auch beim Recycling werden wertvolle Energie und Ressourcen verbraucht: Recycling muss abgeholt, transportiert und sortiert werden, der Recyclingprozess selbst erfordert Energie. Plastik wird in der Regel nicht re- sondern down-cycled, d. h. in minderwertigere Produkte verwandelt, die dann nicht mehr recyclingfähig sind. Ablehnen, reduzieren und wiederverwenden helfen der Umwelt mehr.

Wenn sich Verpackungen nicht vermeiden lassen, ist es in der Regel besser, Glas, Papier oder Karton oder Metallverpackungen zu wählen. Hinsichtlich der Energiebilanz ist das nicht ganz unumstritten, in der Regel werden diese Stoffe jedoch wirklich wiederverwendet. Plastik landet oft auf dem Müllkippe, oder, schlimmer noch, im Meer.

Wenn noch etwas übrig bleibt, wenn man die obigen Schritte beherzt, lässt es sich eventuell sogar kompostieren. Nicht jeder hat Platz für eine Komposttonne im Garten, doch es gibt Alternativen, wie z. B. die Wurmkiste.

Kochen mit den 5 Rs

Leaf to Root

Obst und Gemüse zählen mit Getreideerzeugnissen zu den Lebensmitteln, welche am meisten weggeschmissen werden. Aus diesem Grund folgte der Nose-To-Tail-Bewegung eine Leaf-To-Root-Bewegung (von dem Blatt bis zur Wurzel). „Leaf to Root“ ist heute nicht mehr eine Folge des Lebensmittelmangels, sondern dient als Lösungsansatz für Probleme unseres Ernährungssystems und ökologische Probleme. Aus den gleichen Gründen wie bei der Nose-To-Tail-Bewegung möchten man die Konsument*innen sensibilisieren und sie dazu animieren, ihre Lebensmittel mehr wertzuschätzen.

Die Leaf-to-Root-Bewegung wurde durch Esther Kern publik gemacht. Anfangs warb sie in ihrem Blog damit, Teile des Gemüses zu verwerten, welche die breite Bevölkerung automatisch wegschmeißt. Ihre Aktion fand sehr großen Anklang in der Bevölkerung. 2014 wurde daraufhin ein Verein gegründet. 2017 erschien ein Kochbuch, welches diesen Trend weiter verbreitete.

Nose to Tail

Nose to Tail (Nase bis zum Schwanz) beschreibt ein Verfahren, welches alle Teile eines Tieres verwertet. Nichts bleibt unbenutzt und nichts wandert in den Müll.

Ein Verfahren, welches unseren Urgroßeltern und Großeltern geläufig war, jedoch in der Zeit der Industrialisierung und der Massentierhaltung in Vergessenheit geraten ist. Durch sinkende Fleischpreise war nun jeder in der Lage, sich die Edelstücke eines Tieres leisten zu können. Der Fleischkonsum nahm zu und das beste Stück blieb nicht nur dem Bürgermeister vorbehalten. Der Begriff Bürgermeisterstück beim Rind lässt sich auf die Zeit zurückführen, in der die Dorfgemeinschaft das beste Stück vom Fleisch dem Bürgermeister reserviert hat. 

Das Nose to Tail-Verfahren erlebte eine Renaissance durch den britischen Koch Fergus Henderson und sein 1999 erschienenes Kochbuch „Nose to Tail Eating: A kind of British cooking“. Auch in Deutschland hat diese Bewegung Resonanz gefunden. So werden wir zum Beispiel bei dem Berliner Restaurant „Herz und Niere“ mit allen Teilen eines Tieres verwöhnt. 

Wie wichtig dieser Trend ist, lässt sich anhand des Beispiels des Schweines darstellen. Schweinefleisch ist mit 63,5 % das meistgekaufte Fleisch in Deutschland. Heutzutage werden nur 60 % der geschlachteten Tiere zum direkten Verzehr verwendet. Von diesem Anteil landet ein Sechstel im Hausmüll, hochgerechnet macht das 4,1 Millionen Schweine, welche umsonst gemästet wurden und gestorben sind. Die anderen 40 % des Schweins werden zu Kraftstoff, Tierfutter und Dünger. Die industrielle Nutzung des Schweines ist sehr vielseitig. Man findet es im Zigarettenfilter, in Waschmittel und Shampoo, in der Zahnpasta und auch im Brot.